Zahn oder Implantat – Was ist besser? (Ein Zahnerhaltungsmanifest)

28.12. 2009


Reinigung der Implantatoberfläche beginnt mit Ultraschall und mit speziellen Kunststoffspitzen. Man reinigt die tiefen Taschen, macht Politur, bedient sich der photodynamischen anti-mikrobiellen Therapie. Spielt das alles gut zusammen, hört man die typische Aussage eines Patienten, der an sein 10 jähriges Jubiläum der Funktionsweise der Implantate aufmerksam gemacht wird: „Na! Und jetzt rechne ich mit weiteren 10 Jahren.“

So einfach ist es aber nicht. Es gibt unendlich viele klinische Situationen, die zu berücksichtigen sind: die Spätsituationen, frische Extraktionsalveole, chronische Parodontitis, Malhygiene und letztendlich auch allgemeine Erkrankungen.


Allen Risikofaktoren voran steht das Rauchen. Dank der Möglichkeiten der modernen Wissenschaft konnte man nachdrücklich beweisen, welche verheerende Rolle das orale Nikotinkonsum bei vielen Mundkrankheiten spielt. Nicht nur bei Erkrankungen des Zahnhalsapparates sondern auch bei der Einheilung der eingesetzten Implantate ist das Rauchen unerwünscht. Die Zusammenhänge der Munderkrankungen mit der Vorreiterrolle des Nikotins als Risikofaktor hat unsere Denkweise der letzten Jahre maßgeblich beeinflusst. Bei all den Erkenntnissen fällt es mir nur schwer zu verstehen, wie einige Mitglieder meines Teams oder gar meine Kollegen, die ich anlässlich der Kongresse in jeder Pause treffe, immer noch rauchen können.


Die Zahnarztpraxis steht mit der Allgemeinpraxis des Hausarztes unangefochten an der Spitze, was die Patientenzahlen angeht. Sie beiden müssen eine entscheidende Rolle in der primären Gesundheitsaufklärung des Patienten übernehmen. Bei Zahnimplantologie gibt es zunehmend immer mehr Kollegen, die einen Raucher nicht mehr operieren wollen. Es ist oft ein großes Dilemma: man steht einem Patienten gegenüber, der zwar bereit ist, mit den neuen Zähnen auch ein neues Lebenskapitel zu beginnen. Diesen Patienten dazu zu führen, sich in den einzufühlen, verlangt sehr viel Zeit. Es verlangt Zeit, Erfahrung, Einfühlungsvermögen und Engagement. In unserer Praxis versuchen wir einen Kontakt und eine Beziehung zum Patienten, der es uns ermöglicht, zu entwickeln. Um dann, gemeinsam und erfolgreich zum Ziel zu kommen.


Das dentale Implantat ist wirklich ein Wunder. Bei weitem aber nicht derartiges, wie ein Zahn. Ein Zahn in seiner Vollkommenheit, wie ihn die Natur erschaffen hat, bleibt unübertroffen. Das Implantat kommt wirklich nur dann zum Einsatz, wenn der eigene Zahn nicht mehr zu retten ist. Man muss aber immer wieder, und das ist die wahre Berufung der Zahnmedizin, den Zahn zu retten versuchen.