Unsere Zähne, die Patienten und zeitgemäße Zahnheilkunde

28.11. 2007

Erschienen in: ff-Gesundheit

Zähne sind teuer. So teuer, dass sich manch Südtiroler nach Ungarn oder in die Tschechei fahren lässt, um billiger davon zu kommen. Was als trauriges Ende einer langen Geschichte zu verstehen ist. Am Anfang steht nämlich ein gesunder Zahn, der bereit ist, für sie lebenslang zu arbeiten: mehr als 20 Tonnen Nahrung zerbeißen unsere Zähne im Laufe unseres Lebens. Schön von der Natur modelliert und mit einer Schmelzschicht bezogen – die härteste Substanz, die der Körper bilden kann – kommen sie auf die Welt.
Was müssen wir alles dem Schmelz antun, um ihn trotzdem kaputt zu kriegen, und warum leiden tausende von Südtirolern an Karies und Parodontitis? Der Generalangriff der Bakterien auf die Zähne beginnt in dem Moment, in dem der Zahn das Halbdunkel der Mundhöhle erblickt. Er kommt in ein Terrain, wo sich ca. 500 verschiedene Arten von Bakterien befinden. Dieses Milieu wird auch oft noch von den besonders pathogenen Bakterien der Mütter, die auf den Boden gefallene Nuckel im eigenen Mund reinigen, „verbessert“.

Bis zu einer Milliarde Keime befinden sich in einem Milliliter Speichel. Die Bakterien produzieren Säuren und diese verrichten ihr Zerstörungswerk. Der Schmelz auf der Zahnoberfläche ist die härteste Substanz, die der menschliche Körper bilden kann. Er besteht aus Mineralkristallen, besonders aus Calcium und Phosphor. Über den Tag verteilt, je nachdem was wir bzw. wie häufig wir essen, sind unsere Zähne einer ständigen Demineralisierung, Entkalkung bzw. Remineralisierung und Härtung ausgesetzt. Hält sich dieser Prozess im Gleichgewicht, bleibt der Zahn gesund. Überwiegt jedoch das so genannte Entkalken, geht wertvolle Zahnsubstanz verloren und dies unwiederbringlich. Das kann die Biografie unseres Zahnes auf das Unerfreulichste verkürzen. Zusätzlich wirken gewaltige Kräfte auf den Zahn ein.

Während seines 50-jährigen Daseins muss der Mensch mehrere tausend Kilo Nahrung in annähernd hunderttausend Mahlzeiten zerkleinern. Wir können heute davon ausgehen, dass die Natur unseren Zähnen eine Lebensdauer von mindestens 80 Jahren vorprogrammiert hat – geht der Zahn früher, ist der Mensch selbst schuld. Bakterien, Zucker und Säuren setzen den Zähnen Tag für Tag zu. Damit unsere Zähne lange gesund bleiben, brauchen diese die richtige Pflege und einen kompetenten Zahnarzt, der dem Patienten als Berater, Motivator, Vertrauensperson und Behandelnder in einem zur Seite steht. Zu beachten sind auch die Zusammenhänge zwischen der Mundhöhle, den Zähnen und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Körpers.
Die Zahnheilkunde bewegt sich somit in Richtung der humanen Medizin schneller als je zuvor. Wenn also die Tageszeitung im Oktober einen Bericht über Zahntourismus bringt, muss man es vor allem so verstehen, dass wir es hier mit Patienten zu tun haben, die auf der verzweifelten Suche nach einem Neuanfang sind. Diese Patienten wollen die Beziehung zu ihren Zähnen und zu dem Zahnarzt in der Anonymität des weiten Auslandes neu definieren.